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Vom Beginner zum "Golfprofi"
Orientierung für junge Golftalente: Golf als Leistungssport
(05.07.2025) Am Anfang ihrer Golfkarriere fragen sich Golfkids und ihre Eltern häufig: Was ist in dieser Sportart möglich und - fast noch wichtiger - was ist damit verbunden? Bei Fuß- oder Handball scheint es auf den ersten Blick einfacher. Da wird in einem Verein ortsnah in einer Kreisklasse oder Bezirksliga gespielt, auf- oder abgestiegen. Mitunter scoutet der regionale Profiverein bei Spielen, mit einem Wechsel zum "richtigen" Verein kann man sich zeigen und kommt eventuell weiter. Doch wie ist das eigentlich beim Golf? Kurz gesagt: Anders, und doch vergleichbar. Unterschiedliche Wege führen hier "nach oben". Nicht ganz so wie in manch anderen Sportarten sind Clubs/Vereine und Verbände für den Weg vom Beginner zum "Golfprofi" ausschlaggebend - solange nicht gerade für das Golf Team Germany aufgeteet werden soll. Doch von Anfang an.
Ausgangspunkt deiner Golfkarriere: Dein Golfclub
Idealerweise startest du deine Golfreise schon früh in einem Golfclub in deiner Nähe. Hier trainierst und spielst du mit Gleichgesinnten und Gleichaltrigen. Zwar ist Golf eine Individualsportart und du bist für dein Spiel selbst verantwortlich. Gleichwohl erlebst du hier Golf im Team, knüpfst Kontakte und schließt Freundschaften bei Trainings, Turnieren oder Clubveranstaltungen. Sport und Spaß gibt es gemeinsam.
In deiner Trainingsgruppe lernst du nicht nur alle golferischen Grundlagen, nimmst vielleicht an Turnieren teil - nicht vorgabewirksam oder schon handicaprelevant. Die eine oder andere Einzelstunde beim Pro oder der Proette deines Vertrauens ergänzt das Training. So entwickeln sich dein Golf und auch deine sportlichen Ansprüche. Es ist völlig in Ordnung, wenn du Golf als schönste Nebenbeschäftigung für Freizeit und Urlaub und nicht als Leistungssport betrachtest.
Ob und wann du mehr möchtest, entscheidest nur du selbst. Manche Kinder entwickeln ihren Ehrgeiz früher, andere später, nachdem sie sich musikalisch oder in anderen Sportarten ausprobiert haben. Viele Clubs bieten talentierten und ambitionierteren Golfkids häufig zusätzliches Training oder Mannschaftsturniere an - in Förder-, Leistungs- oder Entwicklungsgruppen, mit Athletik-, Konditions- oder Koordinationsübungen auch in den ungemütlicheren Wintermonaten.
Leistungssport: Ist das überhaupt etwas für mich?
Leistungssport bedeutet, dass du persönliche und spielerische Voraussetzungen mitbringen musst, um mitzuhalten oder gar erfolgreich zu sein. Kadernominierungen sind immer befristet. Du musst dich also immer neu beweisen.
Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen regelmäßig dein golferisches Leistungsniveau, deine Motivation, die innere Einstellung mit viel Disziplin und deine körperliche Verfassung (Fitness, Ausdauer, Athletik, Motorik, Konzentration etc.). Daher sind sportmedizinische Untersuchungen Pflicht.
Außerdem steht zusätzliches, kontrolliertes Training auf dem Programm, die Teilnahme an Altersklassen-Turnieren, Landes- und Deutschen Meisterschaften, Ländervergleichen, regionalen, nationalen und sogar internationalen Turnieren in und außerhalb von Europa. Klingt gut? Bedeutet aber auch ganz schön viel positive Anstrengung und Organisation.
Bilder (von links nach rechts): Pixabay/Golfclubszene, privat (2), BMW Golfsport
Clubwechsel: Ja und wann?
Manche Golfkids wechseln nach einiger Zeit zu einem anderen Club. Nicht, weil es ihnen im bisherigen Heimatclub nicht mehr gefällt oder sie andere Coaches ausprobieren möchten. Einige Clubs sind für ihre leistungssportliche Ausrichtung bekannt, bieten bessere Trainingsmöglichkeiten oder spielen aussichtsreich in Jugendligen. So ein Clubwechsel wird natürlich nicht immer ganz so gerne gesehen, vor allem, wenn ein Club viel dafür investiert hat, um Kinder und Jugendliche für Golf zu gewinnen und intensiv Aufbauarbeit geleistet hat. Wie in anderen Sportarten gehen jedoch Spielerinnen und Spieler oder werden sogar gezielt abgeworben. Andere kommen dafür hinzu. Letztlich bist du es, der darüber entscheidet, ob es deiner Golfkarriere zuträglich ist zu wechseln - und wann. Manchmal ist eine Zweitmitgliedschaft vorteilhaft. So kann wohnortnah weiterhin trainiert werden und der Kontakt zum früheren Heimatclub reißt nicht gänzlich ab.
Landeskader: Eine Talentschmiede im Golfsport
Ein weiterer Entwicklungsschritt kann der Sprung vom Club- in einen Landeskader sein. Es gibt sie in den Landesgolfverbänden meist mit mehreren Stützpunkten in den Bundesländern, damit die Wege für den Golfnachwuchs nicht zu weit werden. Dort begleiten Landestrainerinnen und Landestrainer junge Golftalente in vielerlei Hinsicht in ihrer Entwicklung. Wenn du dich dafür interessierst, findest du auf den Verbandsseiten im Internet genauere Informationen dazu.
Die zehn deutschen Landesgolfverbände haben unterschiedliche Sichtungsverfahren und Aufnahmekriterien. Die Nominierungszeitpunkte unterscheiden sich ebenfalls, liegen aber häufig im Herbst. Bei allen gleich ist: Das ist der Schritt in den Leistungssport, wenn du ihn im Verband gehen möchtest. Dass es auch anders geht, hat Golfprofi und Major-Sieger Martin Kaymer bewiesen, der sogar eher spät zum Golf gefunden hat. Er hat es weitgehend in Eigenregie bis in die Weltspitze geschafft.
Du siehst, mit dem entsprechenden Umfeld - natürlich auch mit dem nötigen Talent, Trainingsfleiß, Ehrgeiz und einer Portion Glück - geht es auch anders. Du musst nur wissen, dass du an einigen Wettspielen, wie dem Jugend Länderpokal, nicht teilnehmen kannst, weil die Landeskader dafür nominieren. Für Meisterschaften kannst du dich dagegen über Vorausscheide auch so qualifizieren. Da kommt es ausschließlich auf dich und deine Leistungen an.
Ganz wichtig: Ohne deine Familie geht es nicht
Leistungssport ist nicht nur eine Frage des eigenen Wollens. Es handelt sich zweifellos um eine spannende wie gleichermaßen herausfordernde Zeit. Das heißt: Ohne tatkräftige und finanzielle Unterstützung deiner Eltern, der ganzen Familie, geht es nicht. Startgelder (teils dreistellig), Übernachtungen (teils über mehrere Tage), Verpflegung, Fahrdienste etc. tragen fast ausschließlich die Familien beispielsweise der Kaderspielerinnen und -spieler. Sponsoring: Eher die absolute Ausnahme.
Außerdem müssen die schulischen Leistungen stimmen, wenn etwa mehrtägige Turniere eine Anfahrt schon am Donnerstag erfordern. Schulfrei heißt dann nicht hurra, sondern den Stoff später nachholen oder Klassenarbeiten auch mal nachschreiben. Und mit Familienurlauben, zumindest in den Oster-, (Pfingst-) und Sommerferien, sieht es auch eher mau aus. Da finden vielfach Lehrgänge, Trainingsreisen, Feriencamps etc. oder eben Wettspiele statt.
Der Leistungssport belohnt dich dafür mit spielerischen Erfolgen und Erfahrungen fürs Leben. Bei aller Konkurrenz untereinander berichten Leistungssportlerinnen und -sportler immer wieder von besonderen Freundschaften und prägenden Erlebnissen.
Deutschland oder besser gleich ab auf's College in Übersee?
Anders als beispielsweise in den USA gibt es in Deutschland nur wenige "Sportschulen", die Golf überhaupt abdecken. Sie sind mit amerikanischen Colleges nicht annähernd vergleichbar. Wenn sich für dich irgendwann einmal die Frage stellt, ob du dich zu einer Spitzensportlerin oder einem Spitzensportler von internationalem Format weiterentwickeln kannst, kommst du zurzeit und absehbar nicht an den US-Colleges vorbei. Collegegolf hat eben einen ganz anderen Stellenwert. Die deutsche Nachwuchsförderung kann da kaum mithalten.
Bild: Stanford University | Pixabay/Simaghaffarzadeh
Weit über 1.000 Universitäten verbinden in den Vereinigten Staaten sportliche und akademische Karrieren. Die Anforderungen, um eines der begehrten Golfstipendien zu ergattern, sind allerdings hoch. Gute Englischkenntnisse, ein gutes Abitur werden beispielsweise ebenso vorausgesetzt, wie ein niedriges einstelliges Handicap und niedrige Rundenscores. Denn es gilt sich, bei einer ungleich höheren Leistungsdichte als in Europa, in einem internationalen Umfeld zu behaupten. Doch selbst wenn es mit dem Playing Pro nichts werden sollte, hast du zumindest einen soliden Studienabschluss in der Tasche, einzigartige Erfahrungen gesammelt und wichtige Kontakte geknüpft. Außerdem: Golf bietet noch eine Vielzahl anderer Berufszweige.
Fürs Erste kannst du ja mal eine kostenfreie Chancenanalyse machen oder nachlesen, wie es anderen jungen Golftalenten so ergangen ist: